Okay, das Cover wäre nicht unbedingt meine erste Wahl im Regal gewesen. Aber diese Geschichte! Diese Autorin. Und diese Lesung. Nina George und ihr „Lavendelzimmer“ waren am 21. März im Büchereck Niendorf Nord zu Gast – und Niendorf Nord blühte auf. Auf ihrem Weg mit dem Bus Nr. 5 aus dem Grindelviertel gen Norden hätte sie sich fast verzettelt, erzählt sie. Und dass sie ihre Haare färbt. Dass sie mit ihrem Mann Jo Kramer ein gemeinsames Autoren-Synonym hat und dass sie beschlossen hat, ihr jüngstes Buch nicht fertigzustellen. Weil sie stattdessen lieber mit einer neuen Geschichte glücklich werden möchte. Ach ja, und dass die Wohnstraße des Lavendelzimmer-Protagonisten nach ihrem Lieblingskäse benannt ist.
Lesungen im Büchereck Niendorf sind immer etwas Besonderes – und so war es auch diesmal. Man denke da nur an den geradezu legendären Abend mit Flix, dem Comic-Zeichner aus Berlin. Ähnlich ging es mir bei diesem abendlichen Lavendel-Rendezvous im März: Es hat mich glücklich – und vor allem fröhlich – gemacht, Nina George zuzuhören.
Sie lehnt am Stehpult und liest. Sie bewegt sich durch den Raum und spricht ohne hörbare Unterbrechung weiter – frei, fesselnd und immer sehr lebendig. Ihre Stimme passt sich dabei dem jeweiligen Kapitel perfekt an, sie liest den Buchhändler und Hauptdarsteller Jean Perdu nicht einfach nur, nein, sie ist Monsieur Perdu. Sie klopft, wenn er im Text klopft. Ihre Stimme zittert, wenn er vor Aufregung zittert. Und die Zuschauer halten den Atem an, wenn ein junger verstörter Autor mit Anlauf aufs Buchladen-Hausboot springt und grad noch so die Kurve kriegt. Ganz zu schweigen von der Passage, in der Jean Perdu tanzt und Nina George während des Lesens quasi aus dem „Off“ leise Tangoklänge herbeizaubert. Schön!
„Das Lavendelzimmer“ ist vieles. Ein Trostbuch, eine Liebesgeschichte und dazu noch ganz viel über Frankreich und die Provence. Nicht zu vergessen die faszinierende Idee, dass Romane wie Medizin fürs Leben sein können und es Menschen gibt, die uns besonders schöne Exemplar ans Herz legen. Ein bisschen so wie Nina George es getan hat, an diesem Abend in Niendorf Nord.
Text: Aina Keller
Textvision
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