Freitag, 6. September 2013

Marina Weisband im Büchereck







In diesen Tagen wird viel über Politik gesprochen. Über Wahlprogramme, über Zukunftsthemen, über Perspektiven für unser Land. Als gemeiner, durchschnittlicher Politik-Interessierte liest man darüber ein wenig hier und da, hört ein bisschen, googelt vielleicht mal oder redet mit Freunden darüber. Doch wer von uns hat schon einmal die Gelegenheit, mit einer Politikerin „face to face“ und live zu sprechen? Am 27. August war es soweit. Im Büchereck Niendorf Nord bei der „Lesung und Diskussion mit Marina Weisband“, Autorin von „Wir nennen es Politik“, das den Untertitel trägt „Ideen für eine zeitgemäße Demokratie“.
Als ehemalige politische Geschäftsführerin der Piratenpartei hat Marina Weisband der jungen Partei ein „Gesicht“ gegeben und bleibt auch nach ihrem Rückzug aus dem öffentlichen Amt eine spannende Botschafterin der Piraten-Idee. Aus einer Generation kommend, der man gemeinhin gern mal Unpolitisch-Sein vorwirft, und mit einer Generation konfrontiert, die nicht selten mit Politikverdrossenheit kämpft.
Kurz bevor es losgeht, sagt sie „Ich bin aufgeregt. Jedes Mal bin ich aufgeregt, egal ob im Fernsehstudio oder in so kleiner Runde.“ Oha, wie sympathisch ist das denn?! Und es bleibt so erfrischend. Marina Weisband liest. Ja, das ist nett. Aber vor allem tritt sie mit den fast 80 Besuchern an diesem Abend in einen direkten Dialog, und das ist noch viel netter. Ich muss sagen: Wie sie auf die Fragen aus dem Publikum reagiert hat, spontan, eloquent und prägnant, das hat mich einigermaßen fasziniert. Unabhängig von Parteipolitik und Wahlkampf und ungeachtet der Frage, ob ich persönlich Liquid Feedback auch nur im Ansatz umsetzbar finden könnte.
Heute, eine Woche nach dem Gespräch in Niendorf Nord, lese ich – bei Twitter –, dass Marina Weisband auf der Suche nach einem Handy ist. Ihres sei kaputt, zwitschert sie, sie würde für „maximal drei Wochen ein Leih-Handy benötigen, am liebsten ein Smartphone“. Verrückte Welt. Sie, die „offline wie online“ ist, wie sie selbst sagt, und ihr Mobiltelefon auch bei der Lesung nicht ausgeschaltet hat, plötzlich abgeschnitten von der digitalen Welt mit Tastatur.
Wer diese junge politische Frau erlebt hat, kann sich gut vorstellen, dass sie uns auch künftig im öffentlichen Leben begegnen wird. Ihr politisches Herz schlägt für die Bildung, für Kinder, für Veränderungen. Vielleicht schreibt sie noch ein zweites Buch, und vielleicht kommt sie dann mal wieder im Büchereck Niendorf Nord vorbei. Ich würde hingehen.



Text von Aina Keller

www.textvision.de

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