In diesen Tagen wird viel über Politik gesprochen. Über
Wahlprogramme, über Zukunftsthemen, über Perspektiven für unser Land. Als
gemeiner, durchschnittlicher Politik-Interessierte liest man darüber ein wenig
hier und da, hört ein bisschen, googelt vielleicht mal oder redet mit Freunden
darüber. Doch wer von uns hat schon einmal die Gelegenheit, mit einer
Politikerin „face to face“ und live zu sprechen? Am 27. August war es soweit.
Im Büchereck Niendorf Nord bei der „Lesung und Diskussion mit Marina Weisband“,
Autorin von „Wir nennen es Politik“, das den Untertitel trägt „Ideen für eine zeitgemäße
Demokratie“.
Als ehemalige politische Geschäftsführerin der Piratenpartei
hat Marina Weisband der jungen Partei ein „Gesicht“ gegeben und bleibt auch nach
ihrem Rückzug aus dem öffentlichen Amt eine spannende Botschafterin der Piraten-Idee.
Aus einer Generation kommend, der man gemeinhin gern mal Unpolitisch-Sein
vorwirft, und mit einer Generation konfrontiert, die nicht selten mit Politikverdrossenheit
kämpft.
Kurz bevor es losgeht, sagt sie „Ich bin aufgeregt. Jedes
Mal bin ich aufgeregt, egal ob im Fernsehstudio oder in so kleiner Runde.“ Oha,
wie sympathisch ist das denn?! Und es bleibt so erfrischend. Marina Weisband
liest. Ja, das ist nett. Aber vor allem tritt sie mit den fast 80 Besuchern an
diesem Abend in einen direkten Dialog, und das ist noch viel netter. Ich muss
sagen: Wie sie auf die Fragen aus dem Publikum reagiert hat, spontan, eloquent
und prägnant, das hat mich einigermaßen fasziniert. Unabhängig von
Parteipolitik und Wahlkampf und ungeachtet der Frage, ob ich persönlich Liquid
Feedback auch nur im Ansatz umsetzbar finden könnte.
Heute, eine Woche nach dem Gespräch in Niendorf Nord, lese
ich – bei Twitter –, dass Marina Weisband auf der Suche nach einem Handy ist.
Ihres sei kaputt, zwitschert sie, sie würde für „maximal drei Wochen ein
Leih-Handy benötigen, am liebsten ein Smartphone“. Verrückte Welt. Sie, die
„offline wie online“ ist, wie sie selbst sagt, und ihr Mobiltelefon auch bei der
Lesung nicht ausgeschaltet hat, plötzlich abgeschnitten von der digitalen Welt
mit Tastatur.
Wer diese junge politische Frau erlebt hat, kann sich gut vorstellen,
dass sie uns auch künftig im öffentlichen Leben begegnen wird. Ihr politisches Herz
schlägt für die Bildung, für Kinder, für Veränderungen. Vielleicht
schreibt sie noch ein zweites Buch, und vielleicht kommt sie dann mal wieder im
Büchereck Niendorf Nord vorbei. Ich würde hingehen.
Text von Aina Keller
www.textvision.de
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